Es gibt offenbar in jeder Sozialdemokratie zwei Parteien – Machtbesessene, die ihre Partei als Vehikel zu den Fleischtöpfen der Politik missbrauchen, und die Anti-Neoliberalen an der Basis, die das unsaubere Spiel ihrer Führung viel zu selten durchschauen. Neuerdings werden nationale Unterschiede sichtbar: Wie in vielen anderen Ländern Europas verlor die deutsche Sozialdemokratische Partei unter Siegmar Gabriel in sieben Jahren 100.000 Mitglieder und ihren Status als „Volkspartei“. Jeremy Corbyn, dem neuen Vorsitzenden der Labour Party, gelang es dagegen binnen eines Jahres, deren Mitgliederzahl auf über 500.000 mehr als zu verdoppeln. Vor allem die nach 1980 geborene Generation strömt ihr in Massen zu. Sie nimmt es dem 67-Jährigen ab, dass er ihre Hoffnungen und Sehnsüchte ernst nimmt – auch in Bezug auf die Eindämmung des Klimawandels. (Auch darin unterscheidet er sich diametral vom deutschen Bundesminister für Wirtschaft und Kohlestrom.) Als im Sommer achtzig Prozent der Labour-Abgeordneten gegen Corbyn putschten und seine Ablösung forderten, nahm dieser stur die Herausforderung an. Am 24.9.2016 stand das Ergebnis der Urabstimmung fest: 62 Prozent votierten für den an der Parteibasis populären Vorsitzenden. Das Schockierende daran: Treibendes Motiv der Parlamentarier ist vor allem andern ihre Sorge, ihre oft hohen Zusatzeinnahmen aus Schmiergeldern zu verlieren, falls Corbyns Rückbesinnung auf die sozialdemokratischen Wurzeln politisch scheitern sollte: http://www.taz.de/Kommentar-Streit-in-der-Labour-Partei/!5342916/
Sie werden bei nächster Gelegenheit erneut putschen. – Aus Jeremy Corbyns Rede vom 7.Dezember 2015 in Paris (während der COP21): „Der Klimawandel muss schnell gestoppt werden, wir müssen unsere Vorstellungskraft erweitern, aufgeschlossen sein, wir müssen so reden, dass man hört, dass wir uns wirklich um den Planeten kümmern“. Sollte das Abkommen mehr als zwei Grad Erwärmung erlauben, sei es das Todesurteil für unseren Planeten. Aber auch jede Erhöhung unter zwei Grad bewirke gefährliche Klimaveränderungen. Überflutungen und extreme Dürren nehmen überall auf der Welt in beängstigendem Maße zu. Am Ende seien es stets die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des öffentlichen Sektors, die in diesen Katastrophen Mensch und Umwelt retten müssen, zum Beispiel Feuerwehrleute bei der Löschung von Waldbränden oder technische Hilfskräfte bei Flutkatastrophen. Angesichts des Ausmaßes dieser Ereignisse sei es nicht mehr zu akzeptieren, wenn Regierungen öffentliche Einrichtungen privatisieren. Stattdessen sollten sie den öffentlichen Sektor fördern und die Investitionen in klimafreundliche und klimaschützende Arbeitsplätze als Chance begreifen.
Ein Gedanke zu „Klimawandel: Jeremy Corbyn gibt uns den Optimismus zurück“
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