Strompreis verteuert sich ab 2017 deutlich

Der niederländisch-deutsche Übertragungsnetzbetreiber Tennet, ehemals E.on, wird ab Januar 2017 die Netzdurchleitungsgebühren um rund 80 Prozent verteuern. Die Netzentgelte machen mit rund 7 Ct/kWh ein Viertel des Haushaltsstrompreises aus. – Begründet wird der Anstieg, zunächst plausibel, mit einer Verdreifachung der Kosten zur Stabilisierung  der Netze im Zusammenhang mit der fluktuierenden Einspeisung von Wind- und Sonnenenergie (unsteter Wind und schwankende Intensität der Sonneneinstrahlung müssen durch Aktivierung der Grundlastenergie ausgeglichen werden). Weil die bisher vorhandene Speicherkapazität bei weitem noch nicht ausreicht, die volatilen Netze stabil zu halten, gilt: Je höher der Anteil erneuerbarer Energien an der gesamten Stromversorgung, umso stärker treibt die Verzögerung des Netzausbaus die Redispatchkosten in die Höhe.

Im Versorgungsbereich von Tennet (von Schleswig-Holstein über Niedersachsen und Hessen bis nach Bayern) bleibt der Leitungsnetzausbau am weitaus stärksten hinter den Planungen zurück, sodass hier die höchste Teuerung auftritt. Hertz50 (ehemals Vattenfall) in Ostdeutschland erhöht die Netzentgelte um 45 Prozent, Amplion (früher RWE) um 10-12 Prozent, der größtenteils dem Land Baden-Württemberg gehörende Netzbetreiber TransnetBW erhöht das Entgelt um fünf Prozent. Neben lokalen Widerständen seitens einzelner Kommunen gegen den Netzausbau ist die Bayrische Landesregierung für den Kostenanstieg hauptverantwortlich, weil sie die teure unterirdische Verlegung zweier Stromtrassen durchgesetzt hat – frühestens 2025 sollen Suedlink und SuedOstLink fertig sein. Um diese Verzögerung zu verstehen, sollte mensch wissen, dass die CSU weiterhin auf Atomstrom setzt – falls tatsächlich 2022 die letzten deutschen Atommeiler abgeschaltet werden, könnte Bayern seinen „sauberen“ Atomstrom aus Tschechien und Frankreich importieren. – In allen deutschen Regionen kommt voraussichtlich eine Anhebung der EEG-Umlage von derzeit 6,35 Ct/kWh auf rund 7 Cent hinzu, trotz starker Ausbaudrosselung von Windkraft und Photovoltaik! Damit treiben die Stromkonzerne und ihre Lobby in  Bundes- und mehreren Landesregierungen ihren Widerstand gegen die Energiewende in eine neue Dimension: Wind- und Solarstrom ist häufig bereits billiger als konventionelle Energie, bei weiter sinkender Tendenz. Wir StromkundInnen müssen jedoch Jahr für Jahr mehr für unsern Haushaltsstrom berappen.