Strom-Seekabel zwischen Schleswig-Holstein und Norwegen: Erster Spatenstich ist erfolgt!

Norwegens Wasserreichtum ist phänomenal. Daher liegt es nahe, das derzeit noch gravierende Speicherproblem erneuerbaren Stroms mittels Energie aus skandinavischer Wasserkraft zu bewältigen, wenn an mehreren Tagen hintereinander die Sonne nicht scheint und der Wind nicht weht. Umgekehrt wird Norwegen, sollte z.B. der Wind „zu kräftig“ wehen und Windräder „abgeregelt“ werden, den „überflüssigen“ norddeutschen E-Strom gern kostengünstig importieren. Denn das schont die eigenen Wasserreserven. Zwischen Wilster bei Itzehoe und dem südnorwegischen Tonstad wird in drei bis vier Jahren eine Seekabel-Verbindung zum Preis von einer Milliarde Euro installiert sein. Eine weitere Stromleitung zwischen Mecklenburg-Vorpommern und Schweden ist geplant. Hierzu ein Artikel des IWR (Internationales Wirtschaftsforum Regenerative Energien) vom 16.9.2016:

„Wilster – An der schleswig-holsteinischen Nordseeküste ist der erste Spatenstich für die Seekabel-Verbindung Nordlink erfolgt. Damit beginnt nun der Bau der ersten direkten Stromverbindung zwischen Deutschland und Norwegen.

Mit dem ersten Spatenstich beginnt der Bau des 623 Kilometer langen Gleichstrom-Seekabels zwischen Wilster in Schleswig-Holstein und Tonstad im Süden von Norwegen. Es ist die erste direkte Verbindung zwischen Norwegen und Deutschland.

Nordlink verbindet norddeutsche Windenergie mit norwegischer Wasserkraft

Das Gleichstrom-Seekabel wird über eine Übertragungskapazität von 1.400 Megawatt (MW) verfügen und soll bis 2019/2020 in Betrieb gehen. Von den insgesamt 623 Kilometern verlaufen 516 Kilometer durch die Nordsee zwischen Büsum und Vollesfjord in Norwegen und weitere 107 Kilometer an Land (Wilster-Büsum; Vollesfjord-Tonstad). Es handelt sich hierbei um ein deutsch-norwegisches Gemeinschaftsprojekt, an dem zu jeweils 50 Prozent der norwegische Netzbetreiber Statnett sowie die DC Nordseekabel GmbH & Co.KG beteiligt sind. An der DC Nordseekabel halten der deutsch-niederländische Netzbetreiber Tennet und die KfW-Bank jeweils 50 Prozent der Geschäftsanteile.

Baake: Nordlink ermöglicht Austausch erneuerbarer Energien
Rainer Baake, Staatssekretär im Bundeswirtschaftsministerium (BMWi), kommentiert: „Nordlink wird als erste direkte Verbindung zwischen unseren Ländern die Integration des nordwest-europäischen Strommarktes deutlich voranbringen. Die Verbindung ermöglicht insbesondere den Austausch erneuerbarer Energien, speziell norwegischer Wasserkraft und deutscher Wind- und Solarenergie. Mit dem heutigen Spatenstich wird ein für die Energiewende wichtiges Projekt weiter vorangebracht.“ Auch Schleswig-Holsteins Energiewende-Minister Robert Habeck (Grüne) sieht in Nordlink einen Meilenstein für die Energiewende. „Mit Nordlink wird die Energiewende europäisch. Die norddeutschen Windgebiete werden mit den norwegischen Wasserspeichern verbunden.“

Seekabel durchkreuzt Nationalpark Wattenmeer
Eine besondere Herausforderung ist die Trasse des Seekabels, die durch den Nationalpark Wattenmeer führt. „Hier konnten wir aber Lösungen finden, die den Eingriff in das sensible Umfeld vertretbar machen, die ökologischen Belange sind bei der Planung berücksichtigt“, so Habeck. Die Planung des Netz-Projektes konnte dennoch dank der guten Beteiligung aller Akteure zügig vorangetrieben werden, wie Habeck ausführt. „Inzwischen ist von den gut 590 Kilometern an neuen Höchstspannungsleitungen nahezu die Hälfte in Bauvorbereitung, ein Teil davon ist schon gebaut. Für die weiteren Strecken sind die Genehmigungsprozesse weit fortgeschritten. Damit sind wir extrem gut davor.“

Norwegische Wasserkraft und europäischer Stromleitungsring in der Nordsee
Mit der deutsch-norwegischen Stromkabelverbindung erfolgt bei Windstrom-Überschuss keine direkte Speicherung des Windstroms in norwegischen Speicherbecken. Vielmehr wird der Windstrom direkt in Norwegen verbraucht und entlastet die norwegische Wasserkraft-Erzeugung, auf die bei Bedarf zurückgegriffen werden kann.
Das deutsch-norwegische Projekt könnte am Ende ein Teil einer einzigartigen Stromring-Verbindung von Nordsee-Anrainerstaaten sein. Der Baustart einer Seekabel-Verbindung zwischen Schottland und Norwegen (NorthConnect) ist für 2020 geplant.“

http://www.iwr.de/