Um ihre Position bei den Brexit-Verhandlungen zu verbessern, ließ Englands Ministerpräsidentin May im April die Unterhauswahl auf den 8. Juni vorverlegen. Damals lagen die Tories haushoch (mit 23 Prozentpunkten) vor der Labour Party. Neusten Umfragen zufolge schmolz der satte Vorsprung auf magere fünf Prozent dahin (43% gegen 38%). Ist das vergleichbar mit dem Schulz-Effekt, der rascher verpuffte, als der Schnee in der Märzsonne dahinschmolz? Mitnichten! Jens Berger postete in den heutigen NachDenkSeiten unter anderem:
„Die Wahlkampfstrategen der SPD verstehen offenbar nicht, dass es nicht auf die Verpackung, sondern auf den Inhalt ankommt. Viele Positivbeispiele der letzten Zeit zeigen, worauf es ankommt: Bernie Sanders, Jean-Luc Melenchon, Jeremy Corbyn … all dies sind eben keine Kandidaten aus dem Casting-Katalog der Agenturen, die frisch geföhnt und 100% PR-kompatibel vorgefertigte Satzfragmente in die Kameras lächeln. Nein. Alle drei Kandidaten eint, dass sie eher spröde und nicht einmal unbedingt charismatisch sind, dafür aber ohne Wenn und Aber zu klassisch linken Inhalten stehen und diese glaubhaft kommunizieren. Die Drei eint auch, dass sie nicht nur gegen den politischen Gegner, sondern auch gegen das „Links-der-Mitte-Parteiestablishment“ und die gesamte klassische Medienlandschaft ankämpfen müssen. Die Drei haben echte Inhalte, vertreten klassisch linke Standpunkte und sind dabei auch noch glaubwürdig (…) genau dafür werden diese Kandidaten von ihren Anhängern geschätzt – vor allem von den jungen Wählern.“
Auch Groenlinks, die Partei des Niederländers JFK (Jesse F. Klaver), lag bei der jungen Generation klar vorn. Ähnlich wie Mélenchon konnte der „Jessias“ mit einem sozialökologischen Programm punkten, das sich klar vom neoliberalen Einheitsbrei der politischen Konkurrenz abhob. Das gilt auch für Jeremy Corbyn – siehe unsern Beitrag vom 29.9.2016:
Noch einmal Jens Berger: „Corbyn punktet jedoch auch und vor allem in den „neuen Medien“ und dies größtenteils unabhängig von den Wahlkampfmaschinen der Partei. In Zusammenarbeit mit der NGO „People´s Assembly Against Austerity“ veröffentlichte die bis dahin unbekannte Band „Captain SKA“ den Reggae-Song „Liar Liar“ („Lügner Lügner“), der sich auf der Textebene kritisch mit den politischen Lügen der Theresa May auseinandersetzt. Ohne jemals von den großen Radiostationen gespielt worden zu sein, kletterte der Song binnen Stunden auf den derzeit zweiten Platz der britischen Charts.“